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Gamefront: Die aktuelle Ausgabe


Facts:

System: Gamecube
Entwickler: Namco
Vertrieb: Nintendo
Version: USA
Test in GAMEFRONT # 45


Stillgestanden, Star Fox Team! Der Urlaub auf dem Dinosaurier-Planeten ist beendet, denn eine tödliche Aparoiden-Flotte dringt in unseren Raum ein: Alle Waffen bereitmachen und ab in die Arwings.



Pfeilschnelle 3D Grafik, phantastische Weltraum-Action: 1993 veröffentlichten Argonaut Games und Nintendo Star Fox fürs Super Nintendo, das mit leistungsstarkem FX-Chip und Spieldesign von Shigeru Miyamoto ein bahnbrechender 3D Shooter war.

Nach Ausflügen auf Nintendo 64 und Dinosaurier Planeten greift das Star Fox Team jetzt erneut zu den Waffen: Namcos Star Fox Assault ist ein reinrassiger Shooter wie das SNES-Original, das um Bodenmissionen und Mehrspieler-Modi erweitert ist. Über 10 Levels geht der Kampf gegen die Aparoiden.

In den Weltraumgebieten Sargasso und Asteroidengürtel sitzt man als Fox McLoud im Cockpit des Arwing, dessen Steuerung sich zur Freude der Fans kaum vom Super NES unterscheidet. Man schießt Lasersalven auf Aparoiden-Raumschiffe, zertrümmert herumschwirrende Asteroiden mit dem begrenzten Bombenvorrat.
Feindlichen Salven weicht man durch flinke Rotationen des Schiffs und seitlichen Flugbewegungen aus. Um Kollisionen mit trudelnden Wracks zu vermeiden, bremst man den Gleiter ab oder braust mit Zusatzschub zügig dran vorbei.
Hartnäckige Verfolger mitsamt ihrem Raketenbeschuss hängt man durch einen Looping ab - schon ist der Angreifer vor einem und direkt im Visier.

In jeder Schlacht sind die Kameraden Slippy, Falco und Neuzugang Krystal in ihren Arwings mit dabei. Kommandos nehmen sie nicht entgehen; dafür kommentieren sie die Schlacht, geben Tipps oder bitten um Hilfe: Rechtzeitiges Ausschalten ihrer Gegner bewahrt den Gefährten vor dem Rückzug und sichert Punkte am Ende des Levels. Power-Ups stärken Laser und Schiffsenergie oder füllen den Bombenvorrat.

Gut die Hälfte des Spiels nehmen Bodeneinsätze ein. Aus der Von-Hinten-Ansicht wetzt Fox über Dinosaurier Planet und die Heimatwelt Corneria. Erst wenn die Primärziele ausgeschaltet sind, ist der Level beendet - der Radar weist mit roten Punkten den Weg: Auf dem Eisplaneten Fichina zerstört man mehrere Schildgeneratoren, damit die Klimakontrolle wieder funktioniert und ein 'Blizzard'-Sturm endet.
Zwischen den zwölf Waffen schaltet man via C Stick hin und her, zoomt mit dem Scharfschützengewehr an den Aparoiden-Soldaten heran oder demoliert einen Panzer mit dem Raketenwerfer. Die Feinde werden automatisch vom roten Fadenkreuz erfasst, höher positionierte Gefechtstürme visiert man mit Schultertaste und Stick manuell an.

Neue Waffen und Munition findet man in Flughangar und Tempel, ebenso Erste-Hilfe-Kästen zur Heilung. Muss man in einer Basis über schmale Plattformen rennen und auf Frachtkisten hüpfen, so steht in großflächigen Arealen der Landmaster bereit. Das wendige Vehikel besitzt mehr Feuerkraft, schwebt für kurze Zeit und schützt dank Panzerung vor Laserattacken.

Einige der Flug-Stages laufen automatisch wie auf Schienen ab, so dass man lediglich zu den Seiten bzw. nach oben und unten manövriert. Hinzu kommen Einsätze um eine Raumstation, in denen man sich innerhalb eines größeren Spielgebiets völlig frei bewegt - genau so wie bei den zu Fuß Missionen.

In einige Aufträgen kombiniert Namco Laufen, Landmaster und Arwing-Einsatz. So klettert man via Z Taste in den Landmaster, um schwere Gefechtsstellungen zu demolieren. Danach wechselt man in den wendigen Arwing, um die eingetroffene Aparoiden-Flotte auszuschalten. Anschließend geht's zu Fuß in geheime Höhlen, wo man versteckte S-Flaggen sucht: 50 Stück schalten die 'Demon Sniper' Knarre im Mehrspieler-Modus frei, in dem sich bis zu vier Freunde im geteilten Bildschirm bekämpfen. Wer alle Medaillen im silbernen Schwierigkeitsgrad findet, erhält Namcos Klassiker Xevious als Bonusspiel. Für Besitzer von HDTV Fernsehern gibt es den hochauflösenden Progressive Scan Modus.




Flügellahm: Nach dem mäßigen Star Fox Adventures: Dinosaur Planet ist auch bei Assault der Unterhaltungswert im Sinkflug. Und das, obwohl Namco sich auf die Shooter-Wurzeln der Serie besinnt: Lasergefechte im Weltraum, hektischer Funkverkehr und neue Bodenmissionen zu Fuß bzw. im Landmaster.

Im ersten Level scheint die Welt noch in Ordnung: Riesige Raumkreuzer zerbersten nach Dauerbeschuss, Dutzende feindliche Flugstaffeln schwirren durchs Fadenkreuz und die Teamgefährten schreien um Hilfe. Danach fliegt man durch einen Canyon, vorbei an einem donnernden Wasserfall und üppiger Vegetation. Doch eine ähnliche Stage gab es in Panzer Dragoon Orta (Xbox) schon in deutlich besserer Qualität, an der die Star Fox Planetenoberfläche nicht heranreicht.

Der gesamte Dinosaurier-Planet sieht trist aus, als wenn der Weltraumstaubsauger aus Mel Brooks 'Spaceballs' Farben und Polygonbauten weggesaugt hätte. In Star Fox Adventures verblüffte Fox McCloud noch mit Fur Shading, hervorragender Modellierung und geschmeidigen Animationen; Assault schaltet grafisch leider zwei Gänge zurück.

Der Pilotenalltag ist spielerisch zu routiniert. Das Herumlaufen ist langweilig und wurde von zig anderen Titeln der letzten Jahre in ähnlicher Weise angeboten - von einem Star Fox erwarte ich allerdings mehr Innovation statt '08/15'-Scharmützel.
Die müden Feinde wehren sich nur zaghaft, auch die Endbosse sind nicht der Rede wert - dank fortlaufender Tipps via Sprechfunk hat man die Achillesfersen von Riesenmotte und Pigmaroid-Kampfstation sofort gefunden.

Etwas besser schneiden die Flugmissionen ab, in denen deutlich mehr abgeht und technisch sogar 60 fps geboten werden. Doch auch hier ist die Polygonarchitektur von Raumbasis und Schlachtschiff einfach gehalten, manche Endgegner wirken etwas zu kantig.
Muffige Soundeffekte gehen Hand in Hand mit einem lustlosen Orchester-Soundtrack, der verlegen im Hintergrund dudelt - vom Glanz der aufpeitschenden SuperNES-Kompositionen ist nichts mehr zu hören.

Dem gesamten Spiel fehlt die Spannung, Dramatik und Dynamik des SNES-Starfox: War man damals immer direkt bei der Action, so verläuft man sich in den Bodenmissionen schon mal und marschiert durch gähnend leere Gebiete oder kreist mit Fragezeichen übern Cockpit um die Raumstation: 'Wo fliegt Krystal nochmal rum?'

Ohne Argonaut-Innovation und Miyamoto-Feinschliff ist Namcos Star Fox Assault nur ein weiterer 3D Shooter, dem spielerische Glanzpunkte fehlen - an die Qualität des ersten Levels reicht das Spiel später zu keinem Zeitpunkt mehr heran.




Ich kann mich noch gut daran erinnern, als das erste Star Fox vor über 10 Jahren für das Super Nintendo erschien. Damals war ich so abgebrannt, dass ich mir das Spiel zunächst nicht leisten konnte und stattdessen alle Tests in den Zeitschriften verschlang. Der erste Test war in der PlayTime und wurde von 're' (Top 4) geschrieben. 92 % hat das umgerechnet EUR 90 teure Spiel damals bekommen.

Als ich genügend Kohle zusammenhatte, bestellte ich mir bei Flashpoint schließlich die Importversion. Ich zeigte Star Fox einigen PC Freaks mit ihren 386er Kisten, denen erst mal die Kinnlade auf den Boden fiel. Jedenfalls gehört Star Fox seitdem zu meinen absoluten Favoriten und Klassikern, das ich mittlerweile drei Mal habe (japanisch, amerikanisch und deutsch). Umso mehr freute ich mich, dass Star Fox Assault nach dem enttäuschenden Star Fox Adventures endlich wieder ein reines Ballerspiel werden sollte.

Und was soll ich sagen: Das war wohl nichts. Am meisten stören mich die Laufmissionen. Fox steuert sich etwas zu träge, die meisten Feinde rasen nur so ins Lasergewitter. Stures Durchrennen mit Dauerfeuer und gelegentlichem Waffenwechsel gewinnt oft die Oberhand. Die Waffen sind altmodische Standardware, ein paar originelle Wummen wie in Ratchet & Clank hätten nicht geschadet. Im Landmaster ist der Bodeneinsatz zwar interessanter, doch das Gefährt reagiert ebenfalls etwas zu schwerfällig.

Im Ganzen erreichen weder Fußmission noch Landmaster-Einsatz die Qualität der Arwing-Flugeinsätze. Sie sind aufregend wie Sonys Power Point Präsentationen auf der E3, ihnen fehlt Spielwitz und Spannung. Die Flugszenen spielen sich ordentlich und machen für ein bis zwei Durchgänge Laune. Prima, dass man die Levels später auch einzeln anwählen kann. Die Grafik sieht zwar ein bisschen Comic-mäßig aus, aber das ist zu verschmerzen. Dafür kracht es an allen Ecken und Enden, überall blitzen Explosionen auf und kreisen Raumschiffe. Auch die Steuerung reagiert flott auf Looping, Ausweichmanöver und Bombenabwurf.

Unterm Strich ist die Grafik heutzutage nichts Besonderes mehr. Richtig deutlich wird das am Dinosaurier-Planeten: Ist das vielleicht eine frühe 'Work in Progress'-Version oder ein Almosen von Rare, das mir Namco hier andrehen will? Die Landschaft wirkt öde, leblos und billig hingeschludert - und das gilt für alle Planeteneinsätze mit Ausnahme des ersten Levels. Von der Grafikpracht in Star Fox Adventures ist jedenfalls nichts mehr zu sehen.

Auffällig ist das an Fox McLoud, dessen Schwanz in Star Fox Adventures exzellent aussah. Also sein Fell, ich meine... wegen dem 'Fur Shading'... Diese Haare meine ich... Egal, jedenfalls sieht Fox heute schlechter aus als damals - wie ein billiges Polygonmodell, das man mal eben zwischen 'Kill.Switch'-Klamauk und 'Death By Degress'-Stumpfsinn zusammengeschustert hat.

Da Tomonobu Itagaki von Tecmo ja immer eine 'hohe Meinung' von Namco hat, würde mich mal interessieren, welche Ratschläge er Namcos Star Fox-Abteilung geben würde...

Star Fox Assault ist ein durchwachsener Shooter. Die Bodeneinsätze sind enttäuschend und fade, die Flugmissionen aber actionreich und gut: Die kurzweilige Fliegerei hätte Namco ausbauen, die Bodenmissionen ganz streichen sollen. Grafisch und akustisch ist Assault ernüchternd, der Langzeitmotivation werden durch die Landeinsätze Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Fans von Weltraum-Ballereien schauen mal rein und spielen probe, sind mit Star Wars Rogue Squadron II und III von Factor 5 aber grundsätzlich besser bedient: Wer einen würdigen Nachfolger des SNES Star Fox erwartet, wird vom sehr einsteigerfreundlichen Assault enttäuscht.




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