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Gamefront: Die aktuelle Ausgabe


Facts:

System: Xbox
Entwickler: Team Ninja
Vertrieb: Tecmo
Version: USA
Test in GAMEFRONT # 43


Ninja sind lautlos und unsichtbar. Auf der Xbox bricht Ryu mit den Tugenden seiner Kollegen: Lautstark kämpft er sich auf seinem Rachefeldzug durch ein effektvolles Actionfeuerwerk.



Der dunkle Ritter Doku und seine Dämonen verwüsten das Hayabusa-Dorf. Sie hinterlassen ein flammendes Inferno und stehlen das wertvolle 'Dark Dragon Blade'-Schwert. Ninja Ryu Hayabusa will Rache und seine Klinge zurück: Allein reist er in das Reich des teuflischen Vigoor Imperiums.

1988 kam mit Ninja Ryukenden das erste Ninja-Spiel von Tecmo in die Arcade. Dominierte damals schon die Action, ist der Schwerpunkt bei der Xbox-Version nicht anders. Der Ninja Ryu Hayabusa kämpft mit seinem Dragon Sword gegen Samurai, Skelettzombies verprügelt er mit den tödlichen Nunchaku-Hölzern oder dem schweren War Hammer. Shurikan-Wurfsterne stehen in endloser Zahl zur Verfügung. Ein Druck auf die B-Taste lässt sie zielsicher auf heranstürmende Ninja fliegen.
Heckenschützen macht man mit Pfeilen unschädlich. Mittels zwei Zoomstufen aus der Ich-Perspektive ist selbst ein entfernt auf dem Dach lauernder Feind schnell erledigt.

Die gewaltigen Ninpo Magieattacken entfesselt man mit Y und B, sofern man die Schriftrollen mit einem Zauber gefunden hat. Fortan schießt Ryu mit Feuerball, entfacht einen Eisturm oder setzt die Feinde unter Strom. Die Schwerthiebe und Fußtritte der Angreifer blockt man mit L. Drückt man gleichzeitig X, haut Ryu mit einer Gegenattacke sofort zurück. Alternativ bringt man sich mit einer Rolle aus der Gefahrenzone.

Besiegte Gegner hinterlassen farbige Energiekugeln, die "Essenzen". Schwebt eine Essenz in der Luft, saugt Ryu sie via Y Taste ein und attackiert beim Lösen automatisch die Gegner. Je länger man Y drückt, desto stärker ist der Angriff. Die Länge des Combos entscheidet, wie viele Essenzen es gibt. Blaue Essenzen spenden Kraft, rote erhöhen die magische Kraft des Ninja. In manchen Levels hat der Greis Murasama einen Laden, der gelbe Essenzen als Zahlungsmittel akzeptiert. Im Sortiment befinden sich Heiltränke, Plasma-Schwerter und Wiederbelebungs-Schriftrollen. Er gibt murmelnd Weisheiten von sich oder betätigt sich als Schmied, um Ryus Waffen noch schärfer zu machen.

Ähnlich Prince of Persia wirbelt Ryu durch die sechszehn Levels. Er springt auf Felsen und hangelt sich an Seilen unter einem Zeppelin entlang. Hohe Stahlkisten erreicht er mit einem Absprung von der Wand, die er ein Stückchen hochläuft. Durch das Entlanglaufen an Wänden kommt man auch zu weit entlegenen Plätzen, die man bisher für unerreichbar hielt. Springt man währenddessen noch an eine Stange, wirbelt man wie im Zirkus herum und kommt noch etwas höher. Kombiniert man Wandlaufen mit einem Schwerthieb, fügt man einem feindlichen Ninja besonders viel Schaden zu. Um während der Turnerei nicht den Überblick zu verlieren, schaut man sich im Lagerhaus und Dojo aus der Ich-Perspektive um oder nimmt die Karte zu Hilfe.
Genaues Hinschauen lohnt sich: Findet man die seltenen Skarabäen, lässt Muramasa eine Extra-Belohnung springen. Speicherpunkte in Form von kleinen Statuen sind hingegen nicht zu übersehen.

In Holzkisten findet man neue Energie, kraft- und magieverstärkende Juwelen. Armreifen erhöhen Angriffs- oder Verteidigungskraft, doch lässt sich immer nur einer ausrüsten. Hat man zu Beginn nur eine Handvoll Manöver, erweitern Technique Scrolls mit neuen Angriffen das Repertoire des vermummten Rächers.
Türen öffnen, Frachtrampen herunterlassen - mit der X-Taste interagiert man mit der Umgebung. Wenn's soweit ist, wird das Tastensymbol eingeblendet. Am Levelende gibt's für Spielzeit, besiegte Feinde und gesammelte Essenzen Punkte. Die Zwischensequenzen erzählen die Geschichte in Echtzeit- und Rendergrafik weiter.
Xbox Live Funktionen wie eine Online-Rangliste sind vorhanden; konnten aber nicht getestet werden, weil nur die US-Version vorlag. Außerdem sollen Online-Turniere erst im Sommer verfügbar sein, sofern man den Einzelspieler-Modus geschafft hat.

(Mehr Infos, z.B. zum Karma Punktesystem, in GAMEFRONT Nr. 43)




Mit Ninja Gaiden hat Tecmo einen der stärksten Xbox-Titel abgeliefert, und die Konsole zeigt, was sie grafisch drauf hat. Kein Flimmern, keine Pixel, kein Pop Up. Dafür feinste Texturen, opulente Bauten und eine mitreißende Level-Architektur, die das Castlevania-Schloss auf der PS2 wie die reinste Lachnummer aussehen lässt.

Besonders gefällt mir die Mischung aus Kämpfen und Prince of Persia ähnlichen Kunststücken. Es macht irre Spaß an der Wand lang zu laufen und mit einem Sprung das Schwert in die Menge zu rammen. Das ist wahre 'Stylish Hard Action', die Capcom seinerzeit mit Devil May Cry groß rausposaunte. Bei den Endgegnern geht Tecmo in die Vollen: Sie sind lästiger als dauerklingelnde Zeugen Jehova und schwerer abzuschütteln als das GEZ-Gesindel.

Bis man die richtige Taktik parat hat, vergeht eine ganze Weile, und manchmal ist man der Verzweiflung nahe. Schaffbar sind sie alle: Ausdauer, Geduld und die richtige Angriffstaktik sind der Schlüssel zum Sieg. Im Nachhinein betrachtet gibt es nur wenige Spiele mit derartig phantastischen Boss-Kämpfen - schwer, aber fair. Weniger fair ist die Kameraführung, die von Tomonobu Itagaki vorab in höchsten Tönen gelobt wurde. Vielleicht sollte er mal seine Sonnenbrille absetzen, sofern sie nicht schon festgewachsen ist.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an die ständige Nachjustierung, doch es nervt: Gerade im Bosskampf peilt man selten, wo man gerade steht. Ryu Hayabusa ist einfach zu schnell, während die Kamera so träge folgt, als wenn sie von Kamerakind Olaf aus '1, 2 oder 3' bedient wird.

Für mich ist Ninja Gaiden eines der spielerisch und technisch besten, aber auch schwersten Xbox-Spiele. Dank des hohen Umfangs von über einem Dutzend Levels ist man für rund 25 Stunden beschäftigt. Abzug gibt's für die schlechte Kameraführung und die Ausgrenzung von Neueinsteigern - denn die haben in Ninja Gaiden nichts verloren und dürfen höchstens im ersten Level ein bisschen auf den Felsen rumhüpfen oder in der Anleitung blättern.




Ninja Gaiden hält dem Hype stand, der seit Monaten um Tecmos Actionspiel grassiert. Das ausgefeilte Kampfsystem, und die fordernden Endbosse heben sich von Devil May Cry und Onimusha ab. Mit purem Tastengehämmer kommt man nicht weit. Nur wenn man alle Angriffs- und Verteidigungsvarianten ausschöpft, überlebt man den Level. Gerade bei den knallharten Endbossen ist Taktik gefragt: Man studiert Angriffsmuster von Drache und Riesenwurm, stimmt Waffen und Magie aufeinander ab.

Selbst Profis brauchen oft mehrere Versuche, Anfänger sind hingegen ein hilfloser Spielball im Laserstrahlen- und Stampfattacken-Hagel. Besonders fair ist die Treffsicherheit: Beim Sprung von einer Wand landet man mit dem Schwert fast immer einen Treffer, ebenso beim Schießen mit dem Bogen. Auch beim Aufladen via Y Taste und anschließendem nach vorne stürmen mit dem Schwert erwischt man immer einen nahestehenden Feind - vorbildlich.

Schwerster Gegner ist die Kamera, die man ständig nachjustiert. Was in den normalen Levels gerade noch funktioniert, artet zur Katastrophe bei den Boss-Kämpfen aus. Ryu bewegt sich viel zu schnell und wechselt ständig die Richtung - die Kamera auszurichten gelingt nicht immer. Oft schaut man gegen eine Wand oder auf einen leeren Bildschirm, während der Boss außerhalb des Sichtfelds einen neuen Angriff vorbereitet.

Zeppelin, Palast und Stadt sind verwinkelt. Die gigantische Architektur nutzt man für waghalsige Akrobatik, wie man sie schon aus Prince of Persia kennt und die bei Tecmo ebenso perfekt funktioniert. Turnen und Forscherdrang lohnen sich, denn häufig findet man Extras wie Skarabäen, Heiltrank oder Pfeile. Trotz der vielfältigen Manöver von Ryu ist die Steuerung eingängig und schnell zu beherrschen. Auch die Bedienung ist leicht: Anders als in Castlevania lässt sich der Heiltrank selbst im heftigsten Bosskampf in aller Ruhe aussuchen.

Einige Speicherpunkte sind ungünstig platziert, was hauptsächlich kurz vor einem Bosskampf nervt - den manchmal mehrere Minuten langen Weg zum Duell muss man nach dem Ableben ständig aufs neue abarbeiten.
Die Musik ist mit Klassik- und Rock-Themen passend, hat mich aber nicht beeindruckt. Die Grafik schwankt zwischen sehr gut und exzellent. Besonders Bäume, Wasserfall und Felsen sind mit detailreichen Texturen verziert, auf Holzplanken sind feinste Maserungen zu sehen - die Landschaft wirkt sehr natürlich. Einen Gang zurück schaltet die Optik in wenigen Innen-Levels: Die Korridore sind spärlich ausgeschmückt und wirken fast steril. Ähnlich ist es bei den Polygongegnern, die in ihren Kostümen etwas 'plastikhaft' aussehen. Die Animationen sind dagegen einwandfrei und fließend. Ebenso die Framerate, die bei 60 fps liegt.

Während Sega mit Shinobi und Nightshade krampfhaft versucht an glorreiche 16-Bit Zeiten anzuknüpfen, ist Tecmo mit Ninja Gaiden der Konkurrenz mehr als eine Schwertlänge voraus. Ninja Gaiden ist ein optischer Hochgenuss, der vor allem mit seinen durchdachten Levels fasziniert: Anspruchsvolle Kämpfe, leichtgängige Hüpfpassagen und reizvolle Puzzles motivieren für Wochen. Die extrem harten - aber fairen - Bosskämpfe sind eine enorme Herausforderung, bei denen sogar Joypad-Profis Selbstzweifel plagen. Seit dem Mega Drive Shinobi warte ich auf einen würdigen Nachfolger - Tecmo hat mir diesen Wunsch mit Ninja Gaiden erfüllt.





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