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Gamefront: Die aktuelle Ausgabe


Facts:

System: PlayStation2
Entwickler: Shiny
Vertrieb: Infogrames
Version: PAL
Test in GAMEFRONT # 41


Coole Klamotten, Kämpfe mit Stil: Shiny will mit Enter The Matrix an den Erfolg des Kino-Hits 'Matrix Reloaded' anknüpfen.



Als The Matrix 1999 in die Kinos kam, setzte der Film mit seinen bahnbrechenden Spezialeffekten Maßstäbe - kaum ein Actionfilm der Neuzeit kommt seitdem ohne Super-Zeitlupe oder 'Bullet Time'-Effekte aus. Kurz vor dem Kinostart des zweiten Teils 'The Matrix: Reloaded' kommt das Spiel Enter The Matrix von Infogrames auf den Markt.
Die Geschichte greift die Ereignisse des Films auf, erzählt aber auch neue exklusive Handlungsstränge.

Im Mittellpunkt stehen Niobe und Ghost. Wie im Film wechseln sie zwischen Realität und der computergenerierten 'Matrix'-Scheinwelt, sammeln Infos und prügeln sich mit Agenten herum. Je nach Charakter gibt es leichte Änderungen in den rund zehn Levels: Wählt man Ghost, ballert er während einer Verfolgungsjagd aus dem Auto auf Polizeiwagen. Entscheidet man sich für Niobe, lenkt man in dieser Sequenz das Fahrzeug - Ghost feuert auf Knopfdruck automatisch auf die Cops.

Alle Levels sind in mehrere Abschnitte unterteilt, an deren Ende automatisch gespeichert wird. Polizisten und Soldaten befördert man mit Karate, Ju-Jutsu-Griffen oder Waffeneinsatz ins Jenseits.

Die R1 Taste visiert entfernt stehende Wachposten zielsicher an. Besonders wichtig ist das Fokus-System: Mit L1 geht das Spiel in extreme Zeitlupe, während man sich aus Sicht der Feinde blitzschnell bewegt. Jetzt entfesselt man harte Schlagserien, weicht mit Salto Pistolenkugeln aus und läuft an Wänden entlang. Die Fokus-Energie reicht nur für wenige Sekunden und lädt sich wie die Lebensenergie nach kurzer Zeit wieder auf.

Statt sturem 'Gebolze' wie in Chaos Legion haben die Matrix-Helden zahlreiche Aufgaben zu erledigen: Man sucht in einem Postamt ein geheimes Schließfach und gibt in einer Kanalisation seinem Partner Feuerschutz mit dem Scharfschützengewehr. Mit dem Auto drischt man durch die Stadt, auf einem Flughafen hantiert man mit Förderbändern.
Hilfestellungen und Tipps schalten sich automatisch frei und sind jederzeit im Menü abrufbar. Ebenso sind die Einsatzziele für jeden Level übersichtlich aufgeführt.




Fast 30 Monate Entwicklungszeit haben nicht gereicht, um Enter The Matrix in die Spitzenklasse der Videospiele zu katapultieren. Viele Mängel erregen den Verdacht, dass der Titel unbedingt zum Kinostart fertig sein musste.

Selbst für Kenner des ersten Matrix-Streifens ist der Einstieg in die Geschichte verwirrend. Ein Kinobesuch in Matrix Reloaded scheint unvermeidbar, um wenigstens etwas Durchblick zu bekommen. Die meisten Aufgaben sind zu leicht und eintönig, oft rennt man nur von A nach B. Ein Abschnitt war sogar in unter einer Minute beendet: Zwei Leitern im Hangar hinauf, durch eine Tür - fertig.

Auch die Grafik enttäuscht mit tristen Büroräumen und kahlem Flughafen-Terminal. Schicke Texturen und aufwendige Gebäude-Architektur sind Fehlanzeige.
Im Fokus-Modus sind die Animationen während der Kämpfe hervorragend: Geschmeidige Bewegungsabläufe und elegante Manöver vermischen sich mit Original-Soundeffekten aus dem Film. Dagegen wirken einfache Kletter- und Laufaktionen unnatürlich.
Häufig genügt stures Tastenhämmern, um aus den Kämpfen als Sieger hervorzugehen. Nur übermächtige Agenten fordern etwas Grips, müssen aus dem Flugzeug gestoßen oder abgehängt werden.

In kleinen Räumen und engen Schächten ist die Kamera überfordert, wirbelt wild herum oder zeigt unpassende Ausschnitte. Bei zügigen Drehungen gerät sie ins ruckeln, wenn gleichzeitig mehrere Gegner oder größere Polygon-Objekte auf dem Bildschirm sind.

Die Autofahrten sind eine humoristische Einlage, nerven mit zäher Steuerung und grafisch anspruchslosem Stadt-Szenario. Wer Vice City (dt. Version) gespielt hat, der lässt vor Entsetzen das Pad fallen.

Dass Shiny mit heißer Nadel am Werk war, ist an ein paar Bugs zu erkennen: Mal stürzt das Spiel nach dem Speichern ab oder ein Auto rast durch ein aufbrechendes Gebäude. Einige Dialoge dröhnen mit extremen Echo-Effekten aus den Boxen. Auch meckerte die PS2 mal mitten im Spiel, dass kein Joypad angeschlossen sei.

Klasse ist der Hack-Modus, in dem man mit DOS-Befehlen Extras freischaltet. Darunter einen Chat mit Trinity, Filmsequenzen oder einen Mehrspieler-Modus.

Vom hohen Unterhaltungswert der Kinofilme ist Enter The Matrix weit entfernt. Verblüffte Matrix im Kino mit herausragenden Effekten, so ist die Optik der PS2-Umsetzung enttäuschend. Die Geschichte sorgt für Planlosigkeit und Stirnrunzeln. Schade, dass Shiny das Matrix-Universum auf Handkanten-Schläge, Kicks und Dauerlauf-Einsätze reduziert hat - die Thematik bietet eindeutig mehr. Frische Ideen sind Mangelware.

Für Motivation zum Durchhalten sorgen die hochwertigen Film-Sequenzen und der coole Fokus-Modus. Ebenso lässt einen das Hacken für längere Zeit in die Matrix abtauchen. Aus der kehren die Meisten wohl recht schnell wieder zurück: Nur Hardcore-Fans der Filme sind mit ihren Idolen gerne länger in der Matrix gefangen und sehen über die Mängelliste hinweg.




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