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Test: Silent Hill 4 The Room

Daten:
System: PlayStation 2 (getestet), Xbox
Entwickler: Konami
Vertrieb: Konami
Version: USA
Release: 07.09.04 (USA)
Test in GAMEFRONT 44


Eingesperrt in der eigenen Wohnung gerät der Spieler in die Fänge einer Parallelwelt des Horrors.


Die Wohnungstür ist mit Ketten verbarrikadiert. Fenster lassen sich nicht öffnen, Scheiben nicht zerstören. Telefon, Radio und Fernsehen sind tot. Niemand hört Klopfen und Schreie - Henry Townsend ist Gefangener in seiner eigenen Wohnung.
Silent Hill 4 The Room Screenshot Bild
Nur ein dunkles Loch in der Wand scheint ein Ausweg zu sein. Man steigt in den Schlund hinab und kommt in eine bizarre Welt voller entsetzlicher Kreaturen: Henry muss nicht nur aus seinem Zimmer entkommen, sondern auch hinter das Geheimnis der grausamen Parallelwelt kommen.

Das Appartement erfroscht man aus der Ich-Perspektive. Es ist Gefängnis und Hauptquartier zugleich: In einer Truhe verstaut man Heiltrank und Kerze, gespeichert wird in einem Tagebuch. Linst man durch den Türspion der Wohnungstür, erkennt man neugierige Nachbarn. Unter der Tür findet man regelmäßig Notizen unbekannter Herkunft. Durch ein kleines Loch in der Wand schaut man wie ein Voyeur ins Zimmer der Nachbarin und sieht, was mit ihr im Laufe des Abenteuers passiert.

Auch ein Blick aus dem Fenster auf die belebte Straße lohnt sich, um geheime Telefonnummern zu entdecken und unheimliche Krankentransporte zu beobachten. Wichtigste Anlaufstelle der Horrorwohnung ist ein gigantisches Loch im Bad, durch das man in eine abscheuliche Parallelwelt gelangt. Der Zielort ist nicht wählbar, sondern bei jeder Reise festgelegt.

Man kommt in ein verwahrlostes Wassergefängnis und ein Krankenhaus, das eher einem Schlachthaus gleicht. Die Perspektive wechselt jetzt in eine Von-Hinten-Ansicht. Die Aufgaben sind in jeder Welt gleich: Schlüssel finden, Hinweise lesen und Entkommen in die eigene Welt. Zurück geht's nämlich nur durch ein rotes Loch: Im Appartement frischt man die Energie auf und sichert den Spielstand.

In der bizarren Welt trifft man nur selten Menschen. Manche geben Hinweise, andere begleiten einen kurzfristig. Die meisten Wesen sind missgebildete Horrorgestalten, die Henry
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nach dem Leben trachten. Schwebende Körper folgen ihm durch Wald und U-Bahn, verweste Hunde springen ihn im Rudel an. Zweiköpfe Missgeburten mit langen Armen und Fell, aber ohne Beine strecken ihre Klauen aus. Gesichtslose Krankenschwestern von über zwei Meter Größe schwingen die Axt.

Mit der R2-Taste schaltet man in den Angriffsmodus und lädt durch Druck auf O eine Energieanzeige auf. Je länger man drückt, desto stärker schlägt Henry mit Golf- und Baseballschläger zu. X bringt ihn mit einem Sprung aus der Gefahrenzone eines feindlichen Schlags.

Die Kamera folgt automatisch. Mit dem rechten Analogstick schwenkt man leicht das Blickfeld, die Schultertaste zentriert sie hinter Henry. Allerdings gibt es auch Gebiete, in denen sich die Kamera nicht verstellen lässt. Entdeckt man einen nützlichen Gegenstand, dreht Henry den Kopf automatisch in dessen Richtung.

Auf das Menü greift man in Echtzeit zu. Via [] und Digitalkreuz wählt man zwischen Stahlstange und Axt - angreifende Feinde schlagen derweil weiter zu. Eine zoombare Karte zeigt blockierte Türen und bereits besuchte Gebiete.





Neben Resident Evil hat sich besonders Silent Hill im Genre der Horror-Adventure etabliert. Im vierten Teil bricht Konami allerdings mit einigen Tugenden der Serie, erhöht den Actionanteil dramatisch und eliminiert den Rätselpart. Die kniffligen Rätsel und verzwickten Puzzles waren ein Aushängeschild von Silent Hill. Wer erinnert sich nicht an das Piano-Rätsel im ersten Teil in der Schule? In Silent Hill 4 gibt es nicht länger solche Kopfnüsse, dafür deutlich mehr Kämpfe.

Im Wald greifen einen vier Hunde gleichzeitig an, wobei das unpräzise Kampfsystem auf die flinken Angriffe gar nicht so schnell reagiert. Das Treffen der Gegner ist nicht einfach, denn oft schlägt man aufgrund der ungünstigen Kamera daneben. Während man auf eine Kreatur schießt, hacken zwei weitere Angreifer munter auf einen ein - Stress pur. Die fliegenden Geister sind unbesiegbar und verfolgen einen im Sprinttempo. Erst später kann man die lästigen Verfolger vorübergehend am Boden festnageln.

Nervig sind die schwebenden Gestalten besonders beim Erforschen eines Wohnhauses: Es gibt keinen Raum, in den nicht ein störender Geist hereinschwebt und das Herumstöbern in Hektik ausartet. Sucht man dann noch im Inventar einen Gegenstand, herrscht Chaos: Panisch blättert man durch das Menü, während der Geist unbeirrt weiter angreift.

Erstklassig ist das beängstigende Design der Kreaturen. Seien es die unheimlichen Krankenschwestern oder die zweiköpfigen Wesen: Sobald ein Monster vor einem auftaucht, packt einen das Entsetzen. Hierauf beschränkt sich auch die Gruselei: Unerwartet in den Weg springende Affenmissbildungen
Silent Hill 4 The Room Screenshot Bild
und Geister sind die einzigen Schockmomente.

Auch die Schauplätze sind Silent Hill typisch 'krank': In einem verrotteten Krankenhaus liegen verweste Gliedmaßen auf Behandlungstischen, menschliche Haut hängt blutig an Gittern. Bleiche Kreaturen kommen aus Wänden und greifen mit ihren Pranken nach Henry.

Ansonsten schafft es die Parallelwelt nur selten, wahre Angst aufzubauen. Das echte Grauen liegt im Zimmer in der 'realen Welt', in dem man eingesperrt ist. Hier spürt man die Hilflosigkeit, sieht seine Nachbarn, die sich fragen was los ist und kriegt fast Platzangst.

Diese Anspannung nimmt man selten mit in die Parallelwelt, die einen eher mit zermürbenden Ladezeiten quält: Um zurück ins Zimmer zum Abspeichern zu kommen, braucht man bis zur Speicherplatzwahl etwa 45 bis 50 Sekunden. Wieder zurück in die Alptraumwelt dauert die Reise ca. 35 Sekunden. Ein Spiel mit noch längeren Speichervorgängen ist mir noch nicht untergekommen.

Der Spannungsbogen der Geschichte steigt erst ab der Hälfte des Spiels leicht an, tut sich insgesamt aber schwer. Die Handlung ist verwirrend, teilweise belanglos. Nur im Zimmer von Henry bringen mysteriöse Telefonanrufe und unheimliche Beobachtungen den Herzschlag zum rasen: Was geht da vor sich? Was geschieht hier?

Frische Ideen, nervenzerreißender Horror? In Silent Hill 4 ist beides Fehlanzeige. Clevere Rätsel waren das Aushängeschild der Serie und sind jetzt verschwunden. Die Kämpfe hatte man nie so richtig im Griff, doch genau diese Schwäche rückt Konami jetzt noch mehr in den Vordergrund.

Die Parallelwelt bietet seichten Horror, lebt von kurzen Schockmomenten der plötzlich auftauchenden Kreaturen. Man hört schwere Schritte in einem menschenleeren Krankenhaus und sieht bizarre Schatten an den Wänden: Dennoch ist die Atmosphäre nicht so furchteinflößend wie in den Vorgängern, nur im Appartement entsteht echtes Grauen. In Überzahl werden die Kämpfe zum wirren Gefuchtel, so dass meistens nur Flucht hilft. Das Gegner-Design ist herausragend und wunderbar gestört wie immer, die Soundeffekte mitsamt Musik sind beängstigend und top.

Capcom hatte Resident Evil 4 mangels Neuerungen damals eingestampft und generalüberholt. Das hätte Konami auch mit Silent Hill 4 machen sollen: So bleibt die Hoffnung auf einen besseren fünften Teil, der vielleicht zu den Stärken und Wurzeln der Serie zurückfindet, sowie mit neuen Ideen auftrumpft.



Spielspaß-Wertung




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