HOME REVIEWS CONTACT NEWS ARCHIV

Preview: Call of Duty: Black Ops 4 Blackout Beta

Daten:
System: PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Treyarch
Vertrieb: Activision
Version: PAL
Release: 12.10.18 (Europa)


Mehr Action, weniger Taktik, kein Bauen: Die Shooter-Veteranen von Call of Duty landen mit dem Wingsuit in der Battle Royale-Arena, looten Ideen bei der Konkurrenz und wollen sich mit dem letzten Kill die Genre-Krone schnappen. Ob die Mission gelingt?


Bis zu 100 Spieler bekämpfen sich auf einem immer kleiner werdenden Spielfeld mit im Kampf gefundenen Waffen bis zum letzten Mann. Das ist Battle Royale. Populär geworden durch PlayerUnknown's Battleground, zum Weltphänomen mutiert durch das kostenlose Fortnite mit seinen über 125 Mio. Spielern.

88 Spieler stürzen sich in Blackout mit einem Wingsuit und Fallschirm auf die Karte hinab. Das Spielfeld besteht aus Anwesen, Bahnhof und Talsperre, greift auf Vorlagen früherer
Call of Duty Black Ops 4 Blackout Screenshot Bild
Call of Duty-Spiele zurück - Veteranen erkunden Nuketown und die modrige Anstalt deshalb flinker als ortsunkundige Battle Royale-Rekruten.

Einmal gelandet, heißt es: Waffen und Ausrüstung sammeln und jeden Gegner ausschalten. Entweder alleine oder im Zweier- und Vierer-Team mit Freunden. Ein blauer Kreis engt das Spielfeld mit der Zeit immer stärker ein, nach und nach werden alle Spieler immer mehr zusammengedrängt. Wer außerhalb des schrumpfenden Kreises steht, erleidet Schaden. Mit einem Truck oder Quad braust man schnell wieder ins aktive Spielgebiet zurück, kann aber von Feinden wegen dem lauten, verräterischen Motor leicht geortet werden.

Schritte, Schüsse, Fahrzeuge - jedes Geräusch muss genauestens verfolgt und korrekt eingeordnet werden. Ist ein Feind in meiner Nähe? Werde ich verfolgt? Ist da jemand, den ich angreifen kann? Diese Anspannung begleitet jede Battle Royale-Runde, lässt nervöse Spieler versagen und coole Köpfe gewinnen.

Zwei Waffen schultert jeder Soldat. 24 sind auf der Karte zu finden. Scharfschützen lauern in der Hocke mit der Paladin HB50 auf Beute, Infanteristen stürmen mit Maschinenpistolen wie GKS und MX9 Häuser, looten Lagerhalle und Frachtdock für Upgrades. Absolut gute Waffenkenntnisse sind Pflicht, genau so wie in PUBG.

Überall liegen wertvolle Ausrüstungsgegenstände herum: Griff, Zielfernrohr, Schalldämpfer, größeres Magazin schraubt man automatisch oder im Menü an seine Waffen. Mit Rücksäcken vergrößert der Soldat sein Inventar, dreistufige Rüstungen reduzieren Schäden. Handgranaten zerreißen die Gegner in Stücke, Blendgranaten schocken sie. Einmal verletzt, versorgt man Wunden mit Verbänden.

Perks verleihen für kurze Zeit "Superkräfte": Man kann lautlos rennen, bekommt ein akustisches Signal, wenn man anvisiert wird oder erleidet weniger Schaden durch die Zone. An bestimmten Orten spawnen auch ein paar Zombies. Sie schlucken viele Kugeln und verteidigen wertvolle Beute. Ein netter Gag.

Wow, ist das gut. Treyarch pirscht sich gefährlich nahe an PUBG, Fortnite und H1Z1 ran. Wenn das Beta-Feedback berücksichtigt und die finale Version optimiert wird, könnte Blackout zum Headshot ansetzen. Doch bis die Kugel dafür im Lauf liegt, müssen Treyarchs Reparatur- und Inspektionstechniker den Schraubenschlüssel rausholen und feintunen.

Rüstungen sind zu stark, besonders Level 3 Schutzwesten. Bis
Call of Duty Black Ops 4 Blackout Screenshot Bild
ein Gegner in die Knie geht, kann man ganze Magazine in ihn reinknallen - Bullet Sponge in Reinkultur. Das Looten dauert zu lange. Statt eines kurzen Tastendrucks, muss die Taste - Viereck auf PS4 - etwas länger gehalten werden - in Battle Royale eine Ewigkeit! Der Daumen liegt dafür nicht mehr auf dem rechten Stick zum Umschauen. Das ist umständlich.

Die Viereck-Taste ist in Blackout auch fürs Nachladen zuständig. Treyarch will vermeiden, dass man aus Versehen lootet, wenn man im hitzigen Gefecht eigentlich nachladen will. Seltsam, in Fortnite funktioniert das auch ganz gut. Hier muss Treyarch nochmal ran und optimieren. Ansonsten mal schauen, wie es sich mit einem Scuf Controller spielt. Alternativ kann man auch auf den PC ausweichen, wo ein simpler Tastendruck auf E ausreicht. Bis dahin kompensiert das Spielen mit "Claw" das Problem etwas: Zeigefinger auf Viereck, rechten Daumen auf rechten Stick - so geht das Ganze schneller.

Unabhängig von der Loot-Geschwindigkeit ist die Beute seltsam verteilt. Kann aber auch nur an der Beta liegen. In H1Z1 hat man oft nach dem Looten von ein, zwei Gebäuden seine Grund-Ausrüstung komplett und ist kampfbereit. In Blackout sucht man manchmal in einem zweistöckigen Haus verzweifelt eine einzige Waffe, findet nur Waffenaufsätze oder Heilmittel. Hat ein Feind im Haus gegenüber mehr Glück, ist das der sichere Tod. In der Vollversion wird das aber wohl noch korrigiert.

Elegant: Waffen-Upgrades lassen sich schon beim Aufsammeln automatisch aufrüsten. Nur wer alles wie ein Irrer erstmal aufsammelt, muss manuell im Menü Hand anlegen.

Weshalb Treyarch ein, zwei Hubschrauber auf der Karte platziert, bleibt ein Rätsel. Wer die trägen Flieger findet, kreist in Seelenruhe gefahrlos über die Karte. Von oben sieht man seine Mitspieler vor der Zone flüchten oder landet weit außerhalb, um in Ruhe looten zu können. Gelegentliche Treffer können dem Heli nicht viel anhaben - nur nach mehreren Salven qualmt der Luftikus und stürzt ab. Feige Camper finden mit dem Heli ein neues Spielzeug: Einfach bis zum Ende der Runde in den Wolken chillen, wenn die letzten 4, 5 Gegner im stark verengten Spielfeld noch leben, aussteigen und am Endkampf teilnehmen. Bis dahin nervt man die Mitspieler mit dröhnendem Rotor und geht ihnen auf den Sack wie eine lästige Mücke in der Nacht.

Die Steuerung von Quad, Boot und Truck ist fürchterlich. Mit dem linken Stick wird beschleunigt. Rechts wird gesteuert. Wie ein Betrunkener rumpelt man durch die Pampa, versucht mit Zick Zack Manövern die Spur auf der Straße zu halten und kommt sich einfach nur bescheuert vor. Nachbessern!

Sound ist eines der wichtigsten Features in Battle Royale. Nur wenn Umgebungsgeräusche eindeutig zu lokalisieren und kristallklar sind, kann man die Position seiner Feinde ausmachen, die Umgebung analysieren und entsprechend handeln. Versteht sich von selbst, dass ein Headset Pflicht ist!

Insgesamt hat Blackout einen sehr dichten Soundteppich. Wer in H1Z1 einfach so in der Gegend herumsteht, hört Vögel, Wind und Blätterrauschen. In Gebäuden hört man davon deutlich weniger, vielleicht noch ein Klappern der Klimaanlage. Ansonsten ist in H1Z1 der Sound top - ganz zu Schweigen von PUBG mit seiner exzellenten Akustik.

In Blackout hat man das Gefühl, dass der gesamte Sound dröhnt und sehr druckvoll ist. Das Herumstehen in der Natur - unter n00bs auch als Campen bekannt - ist viel lauter. Es entsteht der Eindruck, Schrittgeräusche nicht so leicht herausfiltern zu können. Auch das Orten fällt angesichts des satten Sounds etwas schwerer. Richtig nervtötend sind die extrem lauten Schlaggeräusche im Vorbereitunsgbereich, wenn Spieler
Call of Duty Black Ops 4 Blackout Screenshot Bild
sich gegeneinander verprügeln - absolut unverständlich.

Störend ist das Versorgungsflugzeug, das einen Drop abwirft. Es donnert so laut im Kopfhörer, dass man fast nichts anderes mehr hören kann - so wie ein Zahnarztbohrer, der sich minutenlang in Richtung Wurzelkanal frisst. Da manchmal viele Spieler an einem Punkt sind, prasseln Schüsse mehr oder weniger oft aus allen möglichen Richtungen ins überforderte Trommelfell. Kein Vergleich zu PUBG, wo man ein paar Schüsse hört - selbst in sehr weiter Distanz - und sie viel leichter lokalisieren und reagieren kann. Auch H1Z1 kriegt das bravourös hin: Der Spieler kann gefährliche Situationen besser einschätzen. In Blackout fällt das in einigen Fällen schwerer, weil einfach mehr los ist. Gerade Anfänger und reaktionsschwache Spieler könnten sich in solchen Momenten überfordert fühlen.

Fun Fact: Seltsamerweise ist der Sound auf der PS4 Pro besser als auf der Standard PS4. Schritte von Feinden sind deutlicher und klarer zu hören - warum das so ist, kann nur geraten werden... Entweder ein Glitch oder ein "Beta Feature". Musik ist in Battle Royale absolute Nebensache und nur im Menü oder beim Absprung zu hören. Doch wenn man monatelang die grauenhafte Sado-Maso-Musik von H1Z1 ertragen musste, sind die militärischen Beats von Blackout erstklassig. Muss mal gesagt werden...

Der Sprecher geht einem tierisch auf den Keks, der ständig vor dem kleiner werdenden Kreis warnt. Er überlagert mit seinem Geschrei wichtige Sound-Infos aus dem Spiel, erschwert das Lokalisieren von Schüssen und Feinden. Protipp: Den Laberheini im Menü abschalten.

In H1Z1 ballern sich etliche Casual Player durch die Runden. In PUBG sind viele zielsichere Shooter-Veteranen anzutreffen, doch in Blackout kriegt man es mit einer starken Call of Duty Community zu tun. Vertraut mit Waffen-Handling und einigen Schauplätzen auf der Karte, gestählt durch jährliche COD-Updates und Clan-Treue, muss man in Blackout hochkonzentriert und mit den Reflexen eines Insektes spielen.

Dass an Hotspots wie Nuketown oder der Anstalt reger Betrieb herrscht, lässt sich nicht vermeiden. Wer sofort sterben will, sollte diese Orte aufsuchen. Aber in Blackout nimmt es hin und wieder groteske Ausmaße an, wenn ein Dutzend Spieler am selben Ort landen und sich im Doom-Tempo abknallen. Irgendwie geht der Sinn von Battle Royale in solchen plumpen "Deathmatch-Momenten" verloren.

Ansonsten funktioniert das Zusammenschustern der Karte aus Call of Duty-Elementen im Frankenstein-Stil blendend: Weitläufige Areale zwischen Windrädern, Bunkeranlage, Hochhaus-Baustelle, verwahrloster Irrenanstalt und Häusern - angefangen von Bretterbuden bis hin zu
Call of Duty Black Ops 4 Blackout Screenshot Bild
luxuriösen Bonzen-Wohnungen - sind die Kulisse für ein nahezu perfektes Battle Royale-Erlebnis.

Clever: Unter der Minimap ist ein Strahl zu sehen, auf dem der Fortschritt des Kreises und die Position des Spielers in Echtzeit zu sehen sind. So weiß man immer, wie weit man von der Zone entfernt ist und muss nicht in ein Menü wechseln.

Wer Blackout spielt, sollte das auf PS4 Pro oder Xbox One X tun. Die leistungsstärkeren Konsolen zeigen mehr Details und erreichen fast immer 60 fps. Die Standard PS4 enttäuscht in der Ferne mit unscharfen Texturen, vor allem an Gebäuden und beim Zoomen mit dem Gewehr. Teilweise werden Texturen zu spät geladen oder flackern.

Auch die Auflösung ist auf der normalen PS4 niedriger, wodurch Feinde schwerer zu erkennen sind. Dazu kommt eine niedrigere Bildrate, die spürbar seltener mal die 60 fps erreicht und viele Drops hat. Blackout ist besonders auf Xbox One X und PS4 Pro superflüssig für eine Beta. Wer auf der Xbox One (X) das beinahe unspielbare PUBG mit seiner katastrophalen Bildrate erlebt hat, der wird in seiner ersten Blackout-Runde ungläubig staunen. Was alle Blackout-Versionen gemein haben, ist das potthässliche Gras. Last Gen lässt grüßen.

Einschätzung

"Meine Güte, ist das schnell!", schoss es mir durch den Kopf, als ich zehn Sekunden nach der Landung schon tot am Boden lag. Blackout ist in den ersten Runden wie die Steuererklärung: Man hat keine Ahnung, was man machen muss, wird von Informationen erschlagen und am Ende hat man doch verloren. Es geht schnell zur Sache - minutenlange Märsche durch die Einsamkeit wie in PUBG gibt's hier nicht.

Und auch in der Vorbereitungsphase hängt man nie lange rum: Nach 30 bis maximal 60 Sekunden fliegt man schon übers Spielfeld. Treyarch fackelt nicht lange!

Wenn man mit dem Wingsuit blitzschnell hinabfliegt, sieht man oft schon die ersten Gegner vor oder neben sich. Sie landen an derselben Stelle oder in der Nähe. Hektisches Looten und das Aufschnappen der nächstbesten Waffe sind die Folge - oder panische Schusswechsel, die im schlimmsten Fall zum Soforttod führen. Die Karte sollte vielleicht ein bisschen größer sein, damit sich die Spieler etwas besser verteilen können.

Die Perks sind erstklassig, erfrischend und eine sinnvolle Erweiterung des Spielprinzips. Sie sorgen für eine Prise Taktik, die man in der Hitze der Gefechte gelegentlich vermisst. Grandios: Das Heilen ist auch während des Laufens möglich. Das liefert eine ungeheure Dynamik, die es so weder in H1Z1 noch in PUBG gibt. Applaus auch für den Greifhaken, der Titanfall-Feeling auftreten lässt. Nur wenige Male einsetzbar, zischt man nach Auslösen schnell aus der Schussbahn, flankiert einen Feind oder bringt sich in eine bessere Schussposition auf Brücke oder Haus.

Die Karte ist enorm abwechslungsreich gestaltet. Der Spieler hetzt durch Zugwagons auf dem Bahnhof, snipert vom Staudamm ins Tal und gruselt sich beim Looten in der Zombie-verseuchten Anstalt. Zwischen Haus, Container oder Tanklager stehen Bäume und Steine, Hügel und Büsche oder auch mal Grabsteine - viele Möglichkeiten, um in Deckung zu gehen. PUBG ist ein weitläufiger Spielplatz, doch Blackout ist ein super kompakter Indoor-Spielplatz mit allem, was Battle Royale-Soldaten brauchen.

Erhebt das Gewehr - drei Salutschüsse für Treyarch! Schneller als H1Z1, weniger Taktik als PUBG: Blackout ist ein temporeiches, forderndes Battle Royale-Spiel. Die Gemütlichkeit von PUBG bis zum Endgame oder die angespannte Ruhe im Midgame von H1Z1 findet man hier nicht vor. Technisch imponiert die starke Bildrate auf PS4 Pro/Xbox One X, spielerisch zeigt sich Blackout ausgefuchst und hochmotivierend. Perks und coole Gadgets bereichern die bewährte Battle Royale-Formel, während das Waffen-Handling dank Treyarchs langjähriger Call of Duty-Erfahrung brillant ist. Beeindruckend, süchtig machend und extrem vielversprechend: Blackout setzt zum Sturmangriff auf die Battle Royale-Krone an und könnte in erster Linie PUBG zur Kapitulation zwingen. fm






Content Copyright (c) 1995-2018 GAMEFRONT Frank Michaelis, GAMEFRONT Online. All Rights Reserved. Redistribution of GAMEFRONT Content in part or in whole without prior written content is a violation of federal copyright law. All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners. [Hinweis / Impressum / Nutzungshinweise] [Datenschutzerklärung]