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Gamefront: Die aktuelle Ausgabe

Resident Evil Zero - Geschnitten und gekürzt?


03.08.02 - Mehrere hundertausend Gamecube werden verkauft und in den Softwareverkaufs-Charts liegt das Spiel in der zweiten Woche auf Platz 1: So oder ähnlich stellte sich Nintendos ehemaliger Präsident Yamauchi die Gamecube-Zukunft vor, als er Ende letzten Jahres einen spektakulären Deal mit Capcom abwickelte.

Die Resident Evil-Serie (in Japan: Biohazard) sollte nur noch auf dem Gamecube erscheinen - Remakes der bereits erhältlichen Originalversionen eingeschlossen.

Mit diesem Schritt sicherte sich Nintendo eine der stärksten Spielemarken. Resident Evil war ein Garant für millionenfache Abverkäufe und dicke Umsätze. Auch zum Image trug das 'Survival Horror'-Spektakel bei, denn die blutigen Zombie-Gefechte befreiten den violetten Würfel vom Vorurteil, eine Kinderkonsole zu sein.

Das Unheil nahm vor einigen Wochen seinen Lauf : Die CESA (Computer Entertainment Software Association) gründete Anfang Juni die CERO. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die 'Computer Entertainment Rating Organization'.
Die CERO lässt sich in etwa mit der deutschen BPJS vergleichen. Sie untersucht Inhalte von Videospielen und misst sie an ethischen Werten. Anschließend kriegt das Spiel eine Altersfreigabe, welche die Abgabe im Handel regelt.

So ganz klar waren sich die CERO-Herren rund um den Vorsitzenden Harumitsu Muto (kl. Bild links) über die einzelnen Einstufungen noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Veröffentlichung von Resident Evil Zero lt. der Famitsu Cube & Advance in Japan für Ende August geplant.

Ende Juli stellte die CERO nach fast zwei Monaten Beratung die Jugendschutzbestimmungen und Altersfreigaben für Videospiele vor, die ab Herbst gelten sollen. Die Aufteilung sieht wie folgt aus:

- ohne Altersbeschränkung / geeignet für alle Altersklassen
- geeignet ab 12 Jahre
- geeignet ab 15 Jahre
- geeignet ab 18 Jahre

Bei zu gewalttätigen, brutalen Inhalten hat die CERO sogar das Recht Videospiele zu beschlagnahmen und vom Markt zu nehmen.

Noch am selben Tag verschob Capcom Resident Evil Zero auf November 2002.

Denn was in Raccon City, Herrenhaus und Zugabteil der jüngsten Episode abgeht, erfüllt sämtliche CERO-Richtlinien für eine 18er Einstufung: Gewaltdarstellung, Blut und Verstümmelungen. Noch baut die CERO allerdings auf das Verwantwortungsbewusstsein der Händler: So kann ein 13jähriger ein Spiel mit einer Altersfreigabe ab 15 Jahren kaufen, ohne das der Ladenbesitzer mit einer Strafe rechnen muss.
Allerdings tut der Handel gut daran, sich an die Altersempfehlungen zu halten. Schlimmstenfalls werden Läden zur Verantwortung gezogen, wenn Kinder und Jugendlichen aufgrund unrechtmäßiger Abgabe ein Schaden entsteht.

Davon geht auch Capcom aus und rechnet mit niedrigeren Abverkäufen. So wurde der Preis für Resident Evil Zero mit 7.800 Yen (Euro 66,-- / US $ 65,--) 1.000 Yen höher angesetzt als bei Resident Evil, das sogar noch eine Memory Card im Lieferumfang hatte. Da lt. der Zeitung Nihon Keizai Shimbun 72 % der Käufer von Resident Evil unter 18 Jahre sind, wäre eine solche Alterseinstufung für Capcom eine Katastrophe, denn es würden weniger Einheiten verkauft werden als ursprünglich geplant. Durch den höheren Preis will Capcom diesen fehlenden Umsatz wenigstens halbwegs sichern.

Nintendo will hingegen mit Resident Evil Zero Hardware bewegen. So hat sich Resident Evil zwar weniger als 200.000 mal in Japan verkauft und wurde sogar von Sakura Wars 4 auf dem Dreamcast überholt, doch der Gamecube konnte sich in der Veröffentlichungs-Woche dreimal öfter verkaufen als sonst: 34.448 Konsolen gingen über die Theke, ein Plus von 21.750 Einheiten.

Sollte Resident Evil Zero eine 18er Einstufung bekommen, wären die Hard- und Software-Abverkäufe gefährdet. Glaubt man den Gerüchten aus Redaktionskreisen japanischer Videospiele-Magazine, soll Capcom die Mehrzeit bis November angeblich für Änderungen nutzen, um eine niedrigere Altersfreigabe zu erhalten: Weniger Blut, weniger Gewalt und weniger Brutaliät sollen Resident Evil Zero vor einer 18er Freigabe oder sogar einer Beschlagnahmung bewahren.
Offiziell gibt es hierzu weder von Nintendo noch Capcom eine Stellungnahme und auf Anfrage will man von solchen Kürzungen nichts wissen. 'Resident Evil Zero kommt so auf den Markt, wie wir uns das vorgestellt haben und wie es immer geplant war', teilt ein Sprecher mit.
Da Resident Evil Zero allerdings noch nie jemand komplett gesehen hat, lassen sich etwaige Schnitte sowieso nicht mehr feststellen.

Man darf gespannt sein, welche Altersfreigabe Resident Evil Zero im November erhalten und wie der Härtegrad des Spiels im Vergleich zum sehr brutalen Resident Evil aussehen wird.

Darüberhinaus sind die zukünftigen Schritte der CERO interessant, denn viele Richtlinien und Vorgehensweisen bei der Alterseinstufung sind noch völlig unklar oder stecken noch in den Kinderschuhen.

Ein Sega-Sprecher meint: 'Das ein oder andere sich in Entwicklung befindliche Projekt wird bestimmt geändert. Das Videospiele-Angebot könnte sich außerdem in den nächsten Jahren in einigen Bereichen anderes entwickeln als bisher.'
Wenn man berücksichtigt, dass selbst Blut in Prügelspielen nicht mehr gern gesehen wird, scheint an dieser Aussage etwas dran zu sein. Allerdings muss das nicht gleich zu einer 18er Einstufung führen.

Lachende Dritte gibt es bei Nintendos und Capcoms moralischer Zwickmühle nicht. So will die CERO auch gegen allzu erotische und sexistische Inhalte etwas tun. Selbst Umarmungen von Mann und Frau erzeugen Stirnrunzeln bei den Ordnungshütern. Zum Leidwesen von Tecmo sogar bei -Zitat- 'freizügiger Darstellung von Menschen in Badekleidung'. Es scheint so, als dürfte Tecmo in der nächsten Zeit für Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball die biedere Bademode des 19. Jahrhunderts ausgiebig studieren.




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