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Lootboxen: Ein brand heißes Thema

Wer kennt sie nicht, die Lootbox beziehungsweise Beutekiste? In sehr vielen Computerspielen stellt sie einen essentiellen Teil des Spielgeschehens dar. Kaum wurde ein mächtiger Gegner erlegt, ein neuer Ort erkundet oder eine Quest beendet, taucht eine Lootbox auf. Nicht immer steht von vornherein fest, was Spieler darin finden werden.

Es kommt vor allem bei Multiplayer-Games darauf an, wieviel Glück ein Spieler hat. Manchmal versteckt sich hierin eine tolle, seltene und wertvolle Beute, oftmals lässt sich darin jedoch nur ein gewöhnlicher Gegenstand finden. Algorithmen bestimmen nach dem Zufallsprinzip, wer was erhält. Und genau hierin besteht die Kontroverse.

Die Fairness wird in Frage gestellt

Vor allem Spieler, die bei der Beute den Kürzeren gezogen haben, stellen oftmals die Fairness dieses Losverfahrens in Frage. Immer wieder hören sie von glücklichen Spielern, die dieses oder jenes Item ergattert haben und fragen sich: Warum nicht ich? Das Glück scheint nicht auf ihrer Seite zu sein, was aber nicht sein kann, denn andere 'gewinnen' ja. Dabei wird bei diesem Vergleich ein entscheidender Fehler gemacht.

Die Chance ein solch begehrtes Item aus einer Lootbox zu ziehen ist bei den allermeisten Spielen recht gering (sonst würde es sich hierbei nicht um ein seltenes und besonderes Item handeln). Auf jeden Spieler, der von einer atemberaubenden Beute erzählt, kommen tausende von Spieler, die einen gewöhnlichen Gegenstand erhalten haben und nicht darüber berichten. Dieser eine Spieler erhält somit viel mehr Aufmerksamkeit und die große Unwahrscheinlichkeit, dass einem ein ähnliches Glück widerfahren wird, gerät in Vergessenheit.

Algorithmen sind von den Entwicklern so geschaffen worden, dass sie fair sind. Jedem stehen dieselben Chancen zu. Der Algorithmus wählt die zu erhaltenen Items zufällig aus und es ist ihm egal, wer was erhält. Solltest du niemals auf der Seite der Glücklichen sein, bedeutet dies somit nicht, dass es die Spielentwickler auf dich abgesehen haben.

Wenn Geld ins Spiel kommt

Das Gefühl, dass ein Algorithmus voreingenommen sei, wird dann noch weiter verstärkt, wenn Geld ins Spiel kommt. Muss die Beutekiste mit echtem Geld gekauft werden, dann ist es noch enttäuschender, wenn Spieler nicht das Item erhalten, das sie sich erhofft haben. Oftmals entsteht das Gefühl, dass es beim nächsten Kauf klappen muss. Tut es das nicht (was recht wahrscheinlich ist), dann eben beim nächsten und so weiter.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber, dass vor allem Jugendliche dafür anfällig seien, ihr komplettes Taschengeld für diesen 'Pixelmüll' auszugeben. Computerspiele werden immer realistischer und sprechen gleichzeitig unsere tiefsten Bedürfnisse und Wünsche an. Es kann leicht passieren, sich in ihren virtuellen Welten zu verlieren und dort nach den Dingen zu suchen, die uns das wahre Leben scheinbar nicht bieten kann. Bei Pay-to-Win-Spielen erhoffen wir uns, mit Geldeinsätzen im Spiel weiterzukommen und hierdurch das zu erreichen, was wir uns so sehr wünschen. Müssen wir für die Lootboxen bezahlen, die eben die für dieses Ziel benötigten Items enthalten könnten, dann wird es kritisch.

Nicht selten wird das Bezahlen für Beutekisten oder ähnliche Konstrukte mit dem Glücksspiel verglichen. Der Unterschied zwischen Online Casinos und Computerspielen ist unter anderem, dass erstere in Deutschland strengen Vorschriften unterliegen. Zu diesen gehört unter anderem, dass am Glücksspiel erst ab 18 Jahren teilgenommen werden darf. Computerspiele, in denen Lootboxen gekauft werden können, stehen hingegen auch wesentlich jüngeren Spielern zur Verfügung.

Lösungen auf Seiten der Entwickler

Um einen Lootboxen-Kaufrausch zu verhindern, können Entwickler unter anderem die Anzahl an Beutekisten, die von einem Spieler gekauft werden dürfen, beschränken. Ähnlich wie in Online Casinos, in denen Limits eingestellt werden können, würde dies Spieler davon abhalten, mehr Geld auszugeben, als ihnen für Computerspiele realistisch zur Verfügung steht. Da es bereits erwachsenen Glücksspielern schwerfallen kann, einzuschätzen ab wann es Zeit für entsprechende Einschränkungen ist, wird es Jugendlichen und Kindern vermutlich nicht viel leichter fallen. Aus diesem Grund wäre es vielleicht sinnvoll diese Limits von vornherein in das Spiel zu integrieren.

So müssen sich zudem alle Spieler hieran halten, was zudem für Fairness sorgt. Herausgeber von kostenlosen Spielen, die in-Game-Käufe enthalten, werden auf Letztere vermutlich nicht verzichten können. Ein Computerspiel zu entwickeln kostet Geld und davon nicht gerade wenig. Spieler verlangen dennoch kostenlose Spiele nutzen zu können, weshalb zu bezahlende Lootboxen eine der Möglichkeiten sind, die Kosten für die Entwicklung des Spiels zu decken. Deshalb wären weitere Maßnahmen notwendig, um die Kontroverse rund um die Beutekiste zu mindern. Zusätzlich zu Limits könnten ähnlich wie bei Online Casino Tests deutlich auf die im Spiel angebotenen Funktionen hingewiesen werden. Gibt es Lootboxen, dann sollte von vornherein darauf hingewiesen werden, ob und wie viel sie kosten und wie hoch die Chancen auf bestimmte Gewinne sind.

Lösungen auf Seiten der Eltern

Zugegebenermaßen fällt es vielen Eltern nicht leicht, sich stets über die neuesten Trends zu informieren und ihren Kindern zu vermitteln, warum sie das eine oder andere nicht für gut heißen. Die Welt ist sehr schnelllebig geworden, was es unrealistisch macht, immer auf dem Laufenden zu sein. Von vornherein etwas zu verbieten, nur, weil irgendwo erwähnt wurde, dass es Kindern schaden könnte, kommt bei den eigenen Kindern meist nicht gut an.

Oftmals führt dieses Verhalten sogar dazu, dass es Kinder dennoch tun und zwar heimlich. Hierdurch verlieren Eltern noch schneller den Überblick über das Leben ihrer Kinder. Besser ist es offen und ehrlich über das Thema Computerspiel zu reden und sich hierbei nicht als belehrend auszugeben, sondern als derjenige, der von seinem Kind in diese Welt eingeführt wird. Gemeinsam mit seinen Kindern Computerspiele zu entdecken, macht nicht nur Spaß, sondern öffnet die Pforten über Lootboxen und ihre möglichen Gefahren zu sprechen.




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