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Cold Blood - Von Agenten und Metal Gear-Atmosphäre

Cold Blood beginnt dort, wo andere Spiele aufhören - am Ende. John Cord, gewiefter MI6-Geheimagent, hockt benommen beim Verhör in einer Gefängnis-Zelle. Die Geschichte, die John den Wärtern erzählt, durchlebt man in Cold Blood in Form von Rückblenden. Alles fing mit einem routinemässigen Auftrag an: In der ehemaligen Sowjetrepublik Volgia soll John seinen Kollegen Scott Kiefer aufspüren, der seit seinem Einsatz verschwunden ist. Erste Anlaufstelle ist eine schwerbewachte Mine, in die sich John einschleusst. Er stellt mit Entsetzen fest, dass sich in der Mine etwas Gefährliches zusammenbraut, was weitreichende Folgen für die gesamte Menschheit hat.

Grafisch bedient sich Cold Blood der bewährten Resident Evil-Mechanik: Agent John bewegt sich als Polygonfigur durch starre Renderhintergründe. Angereichert mit zahlreichen Animationen wirken sie sehr lebendig: Aufsteigender Qualm, rotierende Ventilatoren und schwingende Türen pflastern John's Weg. Ausserdem legte Revolution Software grossen Wert auf eine atmosphärische Ausleuchtung jedes Ortes. Die verteilten Lichtquellen wie vergilbte Hängelampen, grelle Scheinwerfer und matte Neonröhren lassen jeden Raum in einem eigenwilligen Glanz erstrahlen.

Der Agenten-Alltag ist vielschichtig und hart, was John tatkräftig unter Beweis stellt. Vor den zahlreichen aufmerksamen Wachposten muss er sich in Acht nehmen. Sie bewachen nicht nur wichtige Verbindungstüren oder Räume, sondern patrouillieren im Stechschritt um die Wette.

Snake in Russland

In den meisten Fällen genügt es, wenn John sich wie in Metal Gear Solid vorsichtig an den Wachen vorbeischleicht. Ansonsten hilft nur die harte Tour: Mit Handkantenschlägen katapultiert John einen Wachposten nahezu geräuschlos zu Boden. Schlimmstenfalls greift er zu seiner 9 mm Pistole. Die lauten Schussgeräusche alarmieren jedoch weitere Wachposten und Soldaten, die sofort in John's Richtung strömen.
Bild: Mobygames.com

Aber nicht jeder hat es auf John's Haut abgesehen: In der Mine ist es den Arbeitern relativ egal, dass John sich unter ihnen herumtreibt. Sie geben bereitwillig Auskunft und verraten ihm so manchen Hinweis. Dialoge werden per deutscher Sprachausgabe wiedergegeben. Durch das Anklicken wichtiger Stichpunkte stellt man seinem Gegenüber gezielt Fragen. Umherliegende Gegenstände sind oft der Schlüssel beim Lösen eines Rätsels. Sie gehen über das plumpe "Kisten verschieben" eines Resident Evil hinaus und stellen besonders Anfänger auf die Geduldsprobe.

Das wichtigste Utensil in John's Agentenkoffer ist das Remora System. Der kleine Mini-Computer hält Kontakt zu befreundeten Charakteren, versendet und empfängt Nachrichten, knackt Computer-Terminals und informiert dank eines Radars über Feindbewegungen im näheren Umfeld. Das Speichern ist fairerweise zu jeder Zeit beliebig oft möglich.

Die Meinung zum Agentenspiel

Mit Cold Blood bereichert endlich wieder ein reinrassiges Adventure das vernachlässigte Genre. Das Agenten-Abenteuer bedient sich reichlich bei der Konkurrenz: Der Held John Cord schleicht sich ähnlich wie Snake in Metal Gear Solid an die Feinde heran und ballert anschliessend wie in Resident Evil um sich.

Doch John hat auch originelle Ideen in seinem Agentenkoffer. Das Remora-Computersystem verbindet Rätsel und Kommunikation und ist Schnittstelle des Gameplays: Der Versand und Empfang von Nachrichten, das Knacken von feindlichen Computer-Terminals und das Blättern in einer Datenbank sind nur einige der vielen nützlichen Eigenschaften des mobilen "Tausendsassa". Ein Radar zeigt alle Bewegungen der Feinde in der näheren Umgebung an. Besonders beim Fortbewegen lernt man dieses Feature zu schätzen. Statt unvorbereitet in lauernde Wachmannschaften zu rennen, schleicht man sich vorsichtig an die Patrouillen heran und wartet, bis sie Ihren Posten verlassen haben.

John stolpert über viele undurchsichtige Charaktere, die massgeblich zur spannenden Atmosphäre beitragen. Auch die Rätseleinlagen können sich sehen lassen. Statt simplem Kisten verschieben wird der Gehirnschmalz mit abwechslungsreichen Aufgaben gefordert: Man hantiert mit komplexen Fahrstuhlsystemen, klaut Computerdateien und übt sich im Bomben entschärfen. Die Technik kann bei alledem jedoch nicht Schritt halten. Ganz im Gegensatz zu Online Casino Österreich seriös. John's Animationen sind etwas abhackt, was zu einer leicht schwammigen Steuerung führt. Die Kamera zeigt häufig einen grossen Ausschnitt, was auf der einen Seite eine gute Übersicht bietet, John jedoch oft als Däumling in den düsteren Hintergründen untergehen lässt. Die jederzeit aufrufbare Speicherfunktion ist zwar lobenswert, doch zehren nach einem der zahlreichen Bildschirmtode über eine halbe Minute dauernde Ladezeiten an den Nerven - Fear Effect lässt grüssen!

Bei der Nutzung des Remora-Systems sollte man seine Umgebung ganz besonders im Auge behalten: Selbst beim Versand von Nachrichten geht das Spiel nicht in den Pause-Modus und alle Wachen laufen munter umher. Auf der Suche nach nützlichen Utensilien in der näheren Umgebung lohnt es sich immer zweimal hinzugucken: Welche Dinge nützlich sind, ist nicht immer sofort ersichtlich. Die hilfreichen Gegenstände heben sich nicht deutlich genug vom Hintergrund ab, was auch an der mässigen Ausleuchtung der Orte liegt - da hätten Echtgeld Spielautomaten mehr Licht ins Dunkel gebracht...

Schliesslich lässt sich auch die unheimliche Musik nur unregelmässig hören. Die meiste Zeit legt das Orchester eine Pause ein und überlässt einzig den Soundeffekten die akustische Auskleidung. Die Sprachausgabe ist zwar komplett in Deutsch, doch klingen alle Stimmen verrauscht und keinesfalls so klar wie bei der englischen PAL-Version.

Cold Blood ist Adventure-Kost für Experten: Die Story ist undurchsichtig, wirkt stellenweise aber platt und an den Haaren herbeigezogen. Einige technische Schwächen hinterlassen zudem Flecken auf John's reiner Agenten-Weste. Wer bereits bei Ecco etwas ratlos durch die Gegend geschwommen ist, der sollte sich vor den teilweise verzwickten Cold Blood-Rätseln in Acht nehmen. Mysteriös, unheimlich und spannend: Trotz Technik-Patzer und simpler Story ist Cold Blood ein unterhaltsamer 007 Ersatz und für erfahrene Adventure-Fans empfehlenswerter Nachschub.




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